Fanajana 2020

LiebeFreunde und Unterstützer von Fanajana e.V.

Eigentlich wären wir in diesem Monat November wieder in Madagaskar um Fortbildungen durchzuführen, unsere Projekte zu besuchen und den Menschen zu begegnen.

Wie so vieles, hat Covid-19 auch unsere Pläne durchkreuzt.

Unsere Vorbereitungen, die madagassische Hebamme Tsiory für ein Praktikum nach Deutschland zu holen, waren Anfang des Jahres bereits erfolgreich abgeschlossen. Das Visum, die Flüge, alles war besorgt, gebucht, vereinbart und in trockenen Tüchern. Leider mussten wir aber schweren Herzens und aus den bekannten Gründen dann alles wieder stornieren.

Ein Land, welches so schon mit vielen Krankheiten und einer unglaublichen Armut zu kämpfen hat, bekommt es nun mit einer weiteren schweren Herausforderung zu tun.

Die Folgen der Pandemie sind gerade im Südwesten Madagaskars besonders schwerwiegend.

Die Nationalstraße 10 zwischen Tulear und Fort Dauphin - und damit eine der wichtigsten Handels- und Reiserouten - wurde im Rahmen eines landesweiten Lockdown gesperrt.

Die Preise für Grundnahrungsmittel (Reis, Mais, Maniok) sind u. a. infolge dessen explosionsartig gestiegen.

Die Bevölkerung im Südwesten Madagaskars war ja bisher schon sehr arm und leidet nun immer mehr unter diesen verschärften Bedingungen.

Die Unterernährung, vor allem von Frauen und Kindern nimmt gegenwärtig stetig zu. Zum einen, weil es keine Nahrung gibt, zum anderen weil die Menschen sich die überteuerten Nahrungsmittel nicht mehr leisten können.

Die Menschen sterben dort nicht nur an, sondern wegen der sog. Sekundär-Folgen von Corona.

Die Menschen meiden jetzt aber leider auch zunehmend die Gesundheitszentren, da sie befürchten, sich dort mit dem Virus anzustecken. Notwendige Impfungen werden deshalb nicht mehr durchgeführt und die Folge ist u.a., dass wieder mehr Kinder an Masern erkranken

Ein 15 Monate altes Kind, unterernährt und an Masern erkrankt

Auch in Madagaskar kommt es im Rahmen des landesweiten Lockdown zu mehr häuslicher Gewalt und Überfällen.

Die Bauern und Händler können nun an Markttagen ihre Waren auch nicht mehr verkaufen, da Märkte generell im Rahmen der staatlichen Pandemiebekämpfung verboten sind. So ist für viele Menscheneine überlebenswichtige Einnahmequelle ersatzlos verloren gegangen.

Es fehlt auch an geeigneten Schutzmassnahmen (Mund- und Nasenschutz, Wasser, Seife und Desinfektionsmittel).

Eine vernünftige Aufklärung und Hilfe durch die Regierungs- und Verwaltungsorgane findet praktisch nicht statt.

Unsere Mitarbeiter vor Ort berichten deshalb auch von von großen Sorgen und Nöten.

Ein befreundeter Arzt schreibt uns über WhatsApp zu der Lage und zu den dringenden Bedürfnissen der Region in und um Ejeda:

„Les besoins majeurs sont:

  • Nourrittures pour les malnutris (riz, mais, lait, huile, haricots,…)
  • materiels pour les gestes barrières (masques, dispositif de lavage des mains, savon, gel,…)
  • Beaucoup de sensibilisation de masse
  • Formation pour les autorités locales
  • Creation d’emploi“
Die Betten für Tsiory, dies hat Arbeit für den ortsansässigen Schreiner geschaffen.
Tsiory

Wir haben in diesem Jahr trotz aller widrigen Umstände einige kleinere Projekte fortsetzen können und auch neue Projekte angestoßen, dies alles dank Ihrer/Eurer großartigen Unterstützung.

Bereits zu Beginn der Pandemie haben wir die Produktion von Mund- und Nasenschutz-Masken finanziert. Die Hebamme Tsiory hat mit dem Geld von Fanajana Stoff gekauft und 1500 Masken genäht bzw. von Frauen im Dorf nähen lassen. Außerdem konnte sie mit Ihren / Euren Spendengeldern kiloweise Seife kaufen, so dass eine gewisse Hygiene gewährleistet war.

Wir stehen mit ihr und anderen Mitarbeitern vor Ort in ständigem Kontakt, sodass wir bei weiterem Bedarf helfend tätig werden können.

Für das Gesundheitszentrum (Centre Santé de Base) von Tsiory wurden Betten für die Wochenstation angeschafft.

Es wurde ein Duschhaus für die Angestellten des Krankenhauses in Ejeda gebaut und von Fanajana finanziert und damit der hygienische Standard verbessert.

Im letzten Jahr hatten wir in Sevaseva, einem kleinen Ort in der Nähe von Ejeda, den Bau einer neuen Schule finanziert und organisiert und schließlich auch vor Ort feierlich mit eingeweiht.

Unser Schulprojekt wird dieses Jahr nun um einen Wasserturm mit Solarpumpe, eine Schulküche und ein Verwaltungsgebäude erweitert.

Der Wasserturm in Sevaseva
Die kleine Küche in Sevaseva

So wird demnächst mit unserer Hilfe für alle Schulkinder mittags wenigstens eine warme Mahlzeit gekocht werden können.

Mit dem fließenden Wasser bis zum Kochhaus und zu den Toiletten werden nun auch die notwendigen hygienische Zustände für die rund 200 Schüler_Innen und ihre 4 Lehrer_innen erreicht.

Unsere Schule in Sevaseva

Für den noch verbleibenden kurzen Rest des Jahres planen wir, weitere Schutzausrüstungen für die Mitarbeiter der von uns unterstützen CSB bereitzustellen und -soweit es technisch möglich ist - die Aufklärung und Fortbildung der Hebammen und Ärzte vor Ort zu unterstützen.

Wir hoffen jedoch, dass wir bald auch einmal wieder selbst nach Madagaskar reisen und unsere Arbeit dort persönlich fortsetzen können.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit, kommen Sie gut in das neue Jahr und bleiben Sie gesund!

Hamburg, im November 2020

Mit herzlichen Grüßen

Claudia und Martin